Endlich kommt der Sommer! Parks, Bäder, Wiesen und Strände laden zum Verweilen und Lesen ein. Ich finde, Sommerlektüre muss zu den Temperaturen passen: Prickelnd & leicht, fruchtig & erfrischend soll sie sein. Und wer mich kennt weiß, dass auch ein bissl Schokolade nicht fehlen darf 😉
Ich habe fünf Bücher zum Thema Kochen & Genießen für Euch ausgesucht, die genau diesen Kriterien entsprechen. Ich bin schon gespannt, ob die Beschreibungen Gusto machen, und wem welches Buch „schmeckt“.
Über Rückmeldungen zu den vorgestellten Büchern freue ich mich ebenso sehr wie über Eure Empfehlungen für den Sommer.
Viel Spaß beim Gustieren & Lesen!
Julian Barnes
Fein gehackt und grob gewürfelt
Der Pedant in der Küche
Jedes Mal, wenn ich dieses Buch zur Hand nehme, schafft es Julian Barnes, mich launig zu unterhalten und mich ein bissl zu nerven. Mit seinem durchaus britischen Humor lässt er mich schmunzeln, lachen und nachdenken.
Aus der Perspektive des Pedanten, dem es beim Kochen nur darum geht, alles richtig zu machen, schreibt er philosophisch über Kochbücher und die, die sie geschrieben haben. Die Angst, dass etwas nicht gelingen könnte sitzt dem Protagonisten dabei immer im Nacken und die Freude, wenn etwas gut schmeckt, ist überschattet von der Möglichkeit, beim nächsten Mal zu scheitern. Ich sag ja, er kann nerven…
Trotzdem empfehle ich das Buch aus ganzem Herzen! Sommerlich leicht eröffnet es auch Nichtpedanten einen unterhaltsamen und neuen Blick auf Kochbücher. Die beschriebenen Möglichkeiten sie auf unterschiedliche Arten zu lesen und zu verstehen, geben uns die Chance für einen neuen, ungezwungenen Zugang zu den manchmal streng erscheinenden Küchenhelfern.
Jaap Westerbos
Das Tao der Kartoffel
Warum Weisheit durch den Magen geht
„In der Küche gibt es nichts, was nicht auch auf das Leben übertragbar wäre, und alles aus dem Leben brauchst du, wenn Du kochst“, sagt Jo Kwan auf Seite 212 des Buches.
Jo Kwan ist ein chinesischer Küchengott. Er verwickelt den Koch und Ich-Erzähler des Buches in launische Gespräche, gibt ihm Rätsel auf, spielt ihm Streiche und erzählt ihm Geschichten. Fein verpackt geht es dabei ums Kochen, Essen und Schmecken ebenso, wie um Freundschaften, taoistische Gedanken und Zen-Weisheiten.
Ein Buch, das ich sehr gerne zur Hand nehme. Meistens allerdings zieht mich die Plappertasche Jo Kwan so schnell von Geschichte zu Geschichte, dass ich während des Lesens zu wenig nachdenke.
Passt auch, denken kann ich dann im Nachhinein.
Tania Blixen
Babettes Fest
In dieser kleinen Novelle erzählt Tania Blixen von der Pariser Köchin Babette, die während des französischen Bürgerkrieges fliehen muss und in Norwegen bei den Propsttöchtern Martine und Philippa Aufnahme findet. Nachdem sie viele Jahre als Magd im Haushalt der sparsamen Schwestern gearbeitet hat zeigt sie, mit einem zuerst unpassend erscheinenden Dinner, dass Kochen eine Kunst und sie eine Künstlerin ist.
Alle, die an jenem Abend an der Tafel sitzen dürfen, entkommen für die Dauer des Mahls ihrem tristen Dasein, und auch die, die die Kunst nicht erkennen, werden weit über die Grenzen des Vorstellbaren von ihr berührt.
1950 wurde die Geschichte das erst Mal in einer Zeitschrift veröffentlicht. Heut erscheint sie als kleines Büchlein, das in aller Bescheidenheit sehr gewaltig davon erzählt, wie sehr Kochen und Essen auf die Gemeinsamkeit der Tischrunde wirkt.
Joanne Harris
Chocolat
Den Film hab ich nicht gesehen, aber das Buch sehr gerne gelesen.
Im Karnevaltreiben kommt Vianne mit ihrer Tochter Anouk nach Lansquenet-sous-Tannes und bleibt. Sie ziehen in das verlassene Haus des Bäckers und Vianne versucht mit Schokolade und ihrer Gabe zu fühlen, was andere Menschen brauchen, das Grau aus dem trägen Alltag des Städtchens zu vertreiben. Dass das, genauso wie die Fremden, die mit ihren bunten Booten am Flussufer festmachen, auf Widerstand stößt, versteht sich von selbst.
Es geht ums Ankommen & Bleiben, um Heimat & Fremde, um die Angst vor Neuem, sowie die kleinen Wunder, die passieren, wenn man sich dennoch darauf einlässt.
Ein irgendwie romantisches Buch für sommerliche Regentage, an denen man es sich mit einer Tasse heißer Schokolade zum Lesen bequem machen kann.
Martin Sutter
Der Koch
Obwohl schon 2010 erschienen ist die Geschichte vom Tamilen Maravan immer noch sehr aktuell.
Weil er Asylwerber ist, zählt weder seine Begabung noch sein Können als Koch und er muss froh sein, als Hilfskraft in einem Züricher Sternelokal arbeiten zu können. Als er seinen Job verliert, versucht er das vor seiner Familie in Sri Lanka zu verbergen, denn die baut nicht nur auf seinen Erfolg, sondern auch auf seine finanzielle Unterstützung.
Neben all der Schwierigkeiten verzaubern Maravans Menüs derart, dass eine Frau, die sonst nur an Frauen interessiert ist, mit einem Mann schläft und eine Frau, die sonst nur an Männern interessiert ist, mit einer Frau. Die Idee eines Caterings für Liebesmenüs wird geboren und die Verstrickungen beginnen.
Für mich ist „Der Koch“ ein Roman über die Liebe zum Kochen und die enge Verbindung zwischen Geschmack und Heimat. Und Martin Sutter lese ich sowieso immer gerne.
2 Antworten
Sehr schön! Danke für die tips! Will ich alle gleich lesen 😀
Jööö, das freut mich 🙂 Bin schon gespannt, wie sie Dir gefallen!