Übermorgen kommen Mattina und Christoph auf’s Schiff, es wird also Zeit ein bisschen zu räumen, die letzten Salzwasserspritzer der Regatta wegzuwischen, einige Mails zu schreiben, einzukaufen, Dieter hat noch das eine oder andere zu werkeln, die Schmutzwäsche,…
Nach einem ruhigen Morgen im Cockpit mit Kaffee (Dieter), Tee (ich) und ein bissl planen (wohl auch eher ich) beginne ich den Tag mit Einkaufen. In die Obst- und Gemüsekooperative komme ich etwas zu früh, die Tageslieferungen der hiesigen Bauern sind noch nicht eingelangt, bzw in die Regale geräumt, aber Kraut bekomme ich, Karotten, die letzten Paradeiser, verschiedene Kräuter, Papaya und diverseste Zitrusfrüchte. Die von den Grenadienern so geliebten grünen Bananen kaufe ich nicht, denn die sind für den Anfang einfach doch einen Tick zu stärkehaltig. Im Ganzen aber ein guter Anfang.
Weiter geht’s in den Supermarkt. Das Regal mit den Milchprodukten ist bis auf Cheddar und Margarine so gut wie leer. Heute ist Montag, der Container kommt am Donnerstag, wenn alles gut geht und der Zoll nicht zu lange braucht, dann werden die Waren am Freitagvormittag eingeräumt. Sonst am Freitagnachmittag, am Freitagabend,…Nach den Weihnachtsfeiertagen und der Rückkehr der Studenten dauert es immer eine Weile, bis sich das Angebot- und Nachfrageverhältnis wieder eingespielt hat. Es wird schon werden und dann gibt es sogar Wochen ganz ohne leergeräumter Regale.
Grenadinisches Huhn gibt’s leider noch nicht, das kommt erst am Nachmittag, vom hiesigen „proper lokal pork“ gibt´s noch schöne Stücke von der Stelze, gemeinsam mit dem „pork belly“ die Lieblingstücke der Grenadiner, denn das sind die Teile„where the meat tastes the sweetest“. Sehr verlockend, aber die Vernunft setzt sich durch, denn 3 kg sind für Dieter und mich zu viel und Mattina und Christoph möchte ich mit Fisch begrüßen. Das Schwein muss warten.
So schiebe ich meinen Einkaufswagen durch den Supermarkt, mache Pläne wann und wie ich die Dinge besorge, die´s heute nicht gibt und freu mich über die, die´s gibt. Und das ist letztendlich ganz schön viel, von den Sackerln zu schließen, die Dieter und ich vom Dinghi ins Schiff heben…
Der Rest des Tages vergeht wie im Flug und wie ich dann in der milden Abendsonne meine Runden kraule kommt der wohl nicht sehr überraschende Gedanke: was werde ich uns heute kochen?
Hmmm. Schnell sollte es gehen, Penne mit Kürbis und Kapern gab´s gestern, auf sowas ähnliches habe ich keinen Gusto. Überhaupt könnt´s mehr was abgebratenes sein. Reis mit gebratenem Gemüse? Das lockt mich auch nicht so richtig. Süßkartoffelspalten. Aber was dazu? Das passende Huhn hat´s ja leider nicht gegeben. Irgendwie komme ich nicht weiter. Fast schon gebe ich mit Käsebroten schach-matt und dann sind sie plötzlich da: Erdäfelpuffer! Dazu ein Coleslaw mit dem frischen Kraut und den süßen Karotten aus der Kooperative.
Toll, das passt genau für den heutigen Abend. Es geht schnell, man kann es kochen ohne viel zu denken, während dem Rausbraten ein Bier trinken, plaudern und den Sonnenuntergang anschauen,…
So gesehen hätte ich die grünen Bananen auch kaufen können um daraus Plantain Fritters zu machen, die im Karibisch Kochen Kochworkshop immer wieder ein Highlight sind, aber daran habe ich nicht gedacht und zum Nachkochen sind die Erdäfelpuffer zwar weniger karibisch aber einfacher, da man die Zutaten leicht bekommt oder sogar zu Hause hat.
Erdäpfelpuffer
für ca 15 Stück (die Menge haben wir ohne Schwierigkeit aufgegessen)
- 800 g Erdäpfel
- 4 EL Erdäpfelstärke
- ½ TL Salz
- Öl, zum Rausbraten
Die Erdäpfel schälen, grob reißen und wenn notwendig ausdrücken. Mit Erdäpfelstärke und Salz vermischen.
Fingerhoch Öl in einer Pfanne erhitzen. Um herauszufinden ob es heiß genug ist, ein bisschen von der Erdäpfelmasse ins Öl geben, bilden sich eine Menge Bläschen rundherum, dann stimmt die Temperatur.
Die Erdäpfelmasse nun mit einem Esslöffel in die Pfanne legen und etwas glatt drücken. Die Masse soll dabei nicht zu stark „in Form“ gebracht werden, denn die weg stehenden Erdäpfelraspel werden besonders knusprig…!
Die Erdäpfelpuffer bei relativ großer Hitze auf beiden Seiten schön goldbraun braten (das dauert so an die 3 Minuten pro Seite), herausheben und auf Küchenpapier gut abtropfen lassen.
Finger weg und erst gar nicht zum Naschen beginnen, sonst sind die Erdäpfelpuffer aufgegessen, bevor man sie auf den Tisch stellen kann…
Im Laufe der Zeit lässt die Erdäpfelmasse Wasser, das leert man am besten weg und drückt die Masse portionsweise mit zwei Löffel aus, bevor man sie ins Fett legt.
Coleslaw
für 6 Beilagenportionen (die Menge haben wir nicht ganz gegessen)
- 150 g Weißkraut (das ist ein Viertel von einem recht kleinen Krautkopf)
- 150 g Rotkraut (auch das ist ein Viertel von einem recht kleinen Krautkopf)
- 200 g Karotten (das sind 4 normal große Karotten)
- ½ grüner Paprika
- 2 Frühlingszwiebel, die weißen und grünen Teile
- 1 kleine Dose Mais
- etwas Koriander
- etwas Petersilie
- 3 EL Mayonnaise oder Sauerrahm
- Saft von ½ Zitrone
- Salz und frisch gemahlener, schwarzer Pfeffer
Das Kraut, klein aber nicht zu dünn schneiden, die Karotten grob raspeln, den grünen Paprika klein schneiden, die Frühlingszwiebel ebenfalls.
Den Mais abseihen, abspülen und gut abtropfen lassen.
Koriander und Petersilie eher grob hacken.
Das Gemüse und die Kräuter in einer großen Schüssel vermischen, Mayonnaise, Zitronensaft, Salz und frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer dazu geben, gut unterrühren. Abschmecken und bis zum Servieren kalt stellen.
Ich mag den Coleslaw, wenn er, wie hier, nicht zu mayonnaisig/sauerrahmig ist, aber ich weiß, da gibt’s auch andere Meinungen und Zubereitungsarten. Es ist ja nicht schwer für sich selber die ideale Menge an Mayonnaise/Sauerrahm herauszufinden…
2 Antworten
Liebe Barbara,
Ich lese gerade das erste mal deinen Blog und ich muss sagen, ich finde nicht nur deine Geschichten und Schreibweise sehr schön – sondern auch die Rezepte ganz toll beschrieben! Ganz besonders großartig finde ich die Mengenangaben und die kleinen Tipps, die du einstreust – sehr hilfreich!
Alles Liebe!
Danke Lena, das freut mich 🙂
Auf der umgestalteten Website gibt´s dann mehr Beiträge… Schau mal wieder vorbei!