Eine persönliche Kolumne
Also ich sag’s gleich: Ich bin skeptisch.
Skeptisch, wenn Küchengeräte als smart bezeichnet werden. Skeptisch, wenn ein Backofen damit beworben wird, dass „ … die Kombination aus Sensor-Technik und KI schmackhafte Ergebnisse garantiert“ und skeptisch, wenn versprochen wird, dass „… die Backofenkamera gemeinsam mit einer App, für perfekte Backergebnisse sorgt“.
Ich möchte damit nicht sagen, dass früher alle Backrohre besser waren und schon gar nicht, dass sie jetzt alle super sind. Nicht umsonst zählt ein analoges Backofenthermometer zu meiner Standard-Ausrüstung als Privatköchin.
Noch jedes Mal hat es sich ausgezahlt, damit zu überprüfen, wie sehr sich die Temperatur im Backofen von dem unterscheidet, was ich eingestellt habe. Es ist auch falsch anzunehmen, der Backofen würde die eingestellte und (angeblich) erreichte Temperatur auf einige Grade genau halten. Nein, Backöfen sind Individuen. Jeder Backofen ist anders, folgt während dem Backvorgang seiner ganz eigenen Temperaturentwicklung und verändert diese Kurve im Laufe der Jahre.
Ob diese Abweichungen und Veränderungen unvermeidliche Macken der Geräte oder kleine Gemeinheiten der Produzenten sind, kann ich nicht sagen.
Ich kann nicht sagen, warum unser neuer Backofen, die Temperatur beim Verändern der Garungsart immer auf 160° C schaltet. Was macht das bitte für einen Sinn?!? Um ehrlich zu sein, bin ich auf 160° C nicht mehr gut zu sprechen, denn egal, welche Temperatur ich vorher eingestellt hatte, sobald ich die Garungsart verändere, stellt sich die Temperatur auf 160° C um.
Was das für meinen Kochalltag zu Hause heißt?
Ich stelle das Backrohr auf Schnellaufheizen und 200° C, schneide Gemüse, verteile es auf ein Backblech und würze es mit etwas Olivenöl, Thymian und frischem Pfeffer und schiebe es ins Rohr, das ich auf Umluft umschalte. Während ich mich auf ein herzhaftes Mischgemüse mit vielen Röstaromen freue, schleicht sich irgendwann folgender Gedanke ein: Hab ich eh auch daran gedacht, die Temperatur wieder auf 200° C hochzudrehen oder wird das Gemüse gerade langweilig und farblos?!?
Als Privatköchin arbeite ich ja mit verschiedensten Backöfen und bin immer wieder überrascht, was die so tun oder nicht tun.
Eine Funktion, die mich immer wieder drankriegt, ist folgende: Nachdem ich das Backrohr geöffnet und wieder geschlossen habe, schaltet es sich ab. Einfach so, ohne Warnton und ohne nichts. Das stimmt jetzt nicht ganz, denn am Display werde ich gefragt, ob ich fortfahren will und erst wenn ich das NICHT bestätige, schaltet sich das Backrohr nach einigen Sekunden aus. Also nicht gleich, solange ich noch davorstehe, sondern erst ein bissl später, wenn ich mich umgedreht habe und mit etwas anderem beschäftigt bin … Ob man es glaubt oder nicht, wenn ich koche, konzentriere ich mich auf andere Dinge als Displaynachrichten.
Zu Hause wollte ich so einen Backofen daher ganz sicher nicht, und hab beim Kauf des neuen danach gefragt. Die erstaunliche Erkenntnis: Die Menschen, die die Küchengeräte verkaufen wussten nicht, wovon ich rede!
Mein Backofenwunsch als Köchin und Anwenderin? Weniger Displayebenen, weniger smart, weniger sensorgesteuert, weniger Funktionen und weniger KI-unterstützt. Mein Traum ist ein Backofen, der die Grundgarungsarten beherrscht und den ich ohne viel Herumgedrücke und auch mit nassen oder schmutzigen Fingern einstellen kann und der die eingestellte Temperatur erreicht und hält.
Und was wünscht du dir von einem Backofen?